Positive Leadership

Warum Führungskräfte Stärken stärken sollen

Zu welchem Teil der arbeitenden Bevölkerung zählt du dich? Du hast überwiegend Tätigkeiten zu erledigen, bei denen du in den Flow kommst und die Zeit vergeht wie im Fluge, oder, die Stunden ziehen sich und die Tätigkeit entzieht dir überwiegend Energie, sodass zum Feierabend nicht mehr viel für die Familie übrig ist.

Ersteres sollte die Regel sein, Situationen in denen wir eins werden mit unserer Tätigkeit und unsere Stärken und Kompetenzen einbringen können. Doch die Realität ist erschreckend. Laut einer Gallup-Studien, bei der mehr als 1,7 Millionen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Frage gestellt bekamen „Haben Sie bei ihrer Arbeit die Gelegenheit, jeden Tag das zu tun, was sie am besten können?“, erklärten nur 20 Prozent der MitarbeiterInnen, dass sie täglich ihre Stärken einsetzen können!

Führungskräfte haben in Unternehmen auf 70% der Mitarbeiter unmittelbaren Einfluss – negativ oder positiv
— GALLUP

Laut Studie spielen Führungskräfte dabei eine zentrale Rolle. Sie haben auf 70% der Belegschaft direkten Einfluss und entscheiden massgeblich darüber, ob Teams ihr Stärken einbringen und so das Potential entfalten können. Aber warum fällt das Führungskräften so schwer?

Noch immer ist in der überwiegenden Zahl der Unternehmen die Personalentwicklung schwächenorientiert. So ist es nicht verwunderlich, dass der Großteil der Manager der Überzeugung sind, der größte Spielraum für Leistungssteigerung bei Menschen liegt im beseitigen von Schwächen. So werden Mitarbeiterinnen auf Seminare geschickt um Entwicklungsfelder zu optimieren. Doch aus einem Dackel wird nie ein Windhund und wer gibt schon gerne zu, durch das Training nicht zum Windhund geworden zu sein. So werden “High Potential” häufig zur Unauffälligkeit entwickelt, anstelle die authentische Persönlichkeit mit ihren Ecken und Kanten zu veredeln.

Wir alle können einen brillanten Führungskraft erkennen. Sie haben Feuer und sprühen vor Energie, erziehen bemerkenswerte Ergebnisse, sind positiv und haben ein Händchen dafür, das Beste aus sich und anderen herauszuholen. Ob Alan Musk, Winston Churchill, Steve Jobs oder Mutter Teresa.

Nicht alle erfolgreichen Führungskräfte, CEOs und Unternehmer glänzen mit Charisma und haben königliche Präsenz. Nicht alle sind superschlau oder tragen Weisheit in sich. Es gibt kein Erfolgsmuster. Sie sind alle auf ihre eigene Weise einzigartig und nutzen diese um ihre klare Vision zu verfolgen und ihre Strategien umsetzen.

Das klingt vielleicht nicht hilfreich für angehende Führungskräfte, die genau wissen wollen, was es braucht um ein erfolgreicher CEO zu werden. Nach Tausenden von Studien gibt es noch immer kein klares Profil einer idealen Führungskraft. Doch das bedeutet, es geht nicht darum, perfekt zu sein um Kreuze in allen richtigen Kästchen zu bekommen. Du musst dich nicht in Richard Branson oder Larry Page verwandeln und deine Persönlichkeit opfern um wie ein “echter Leader” zu wirken. Du must nicht Linkshänder oder Rechtshänder, extrovertiert oder introvertiert, telegen oder fotogen sein. Du musst nur eins sein, authentisch.

“Leadership – Es ist eine Erweiterung der Persönlichkeit. Es ist aus dem einfachen Grund die persönlichste Sache der Welt, weil es einfach nur du bist.’

— FIELD MARSHALL VISCOUNT SLIM, BRITISCHER MILITÄRKOMMANDANT

Was wäre, wenn es eine Killer-Führungskompetenz gäbe, wenn kultiviert, dich in jeder Hinsicht zu einer bessere, positivere Führungskraft macht? Und was wäre, wenn ich sagen würde, dass diese coole Meta-Fähigkeit den Test der Zeit bestehen würde und Sie dich durch jede Führungsherausforderung leiten würde? Interessiert? – Nun, es gibt sie, und heißt Selbsterkenntnis. Und Selbsterkenntnis heißt die eigenen Stärken zu erkennen, zu akzeptieren und bewusst einzusetzen, sowie die Schwächen zu kennen und zu managen.

Stärken in der Arbeit einsetzen zu können bedeutet, sich nicht verbiegen zu müssen um erfolgreich zu sein. Stärken einsetzen zu können bringt Energie. Sich verbiegen zu müssen kostet Energie.

Daher empfehle ich einen Realitätscheck der etwas Zeit in Anspruch nimmt und vielen Menschen auch nicht leicht fällt. Aber es lohnt sich anzufangen:

  • Worin bist du gut?

  • Was sind deine Defizite?

  • Worin bist du erfolgreich?

  • Worin bist du fehleranfällig?

  • Was sind deine Beweggründe und Motivatoren?

  • Was sind deine Präferenzen?

  • Wie wirkst du auf andere?

  • Was sagen Andere über dich?

  • Wie bist du eingestellt, deine Werte?

  • Welches sind deine Lernlücken, die du ausfüllen möchtest?

Ich finde es wirklich ironisch, dass Führungskräfte in einer extrem mächtigen Position sind, aber viele von ihnen haben sich nie die Zeit genommen, in sich selbst zu schauen, um herauszufinden, wer sie wirklich sind. Es gibt viele kluge Führungskräfte mit tiefem Wissen – Branchenexpertise, Markt-Know-how, tiefes technisches Know-How und dergleichen, aber nicht genug intrinsisches Wissen. Aus diesem Grund sieht man oft die aufgeschlossensten und intelligentesten Menschen, die einige der dümmsten Dinge tun! Bei all den harten Beweisen wäre es töricht, Persönlichkeitsentwicklung weiterhin als "weichheit", “nicht genug geschäftsfördernd” und “nicht der Mühe wert” abzutun.

Dabei sind die heutigen wissenschaftlichen Erkenntnisse und wirtschaftlichen KPIs eindeutig. Menschen, die in ihren Stärken arbeiten:

  • Freuen sich darauf, zur Arbeit zu gehen

  • Haben mehr positive als negative Interaktionen mit Kollegen

  • Behandeln Kunden besser

  • Erzählen ihren Freunden, dass sie für ein großartiges Unternehmen arbeiten

  • Erreichen jeden Tag mehr

  • Haben mehr positive, kreative und innovative Momente

Daher mein Aufruf: SEI STÄRKEN- UND NICHT GEWINNORIENTIERT. Denn der Gewinn wird der positiven Unternehmenskultur folgen.

Teams mit Positive Leadership und PERMA erfolgreich Führen

Was macht Menschen glücklich? Was brauchen Menschen um aufzublühen? Dazu gibt es einige Strategien und Forschungsergebnisse aus der Psychologie. Strengths.partners arbeiten schwerpunktmäßig mit der durch Prof. Martin Seligman maßgeblich geprägten PERMA-Formel. Uns begeistert an der Positiven Psychologie, neben dem auf Stärken basierenden Führungsstil, die aussagekräftige, wissenschaftliche Fundierung.

PERMA gehört inzwischen zu einem der am besten evaluierten Konzepte zum Thema Glück und Zufriedenheit. Seine Wirksamkeit ist inzwischen in verschiedensten Bereichen belegt. Vor allem für den Kontext Arbeit und Mitarbeiterführung gibt es aufschlussreiche und überzeugende Ergebnisse.„Positive Leadership“ – Ein auf den ersten Blick recht unspezifischer Begriff macht zurzeit die Runde und gewinnt dabei immer mehr an Aufmerksamkeit. Aber wie kann ich als Führungskraft „positiv führen“? Wie werde ich zu einem Positive Leader?  

Das neue Modell „PERMA-Lead“ liefert Führungskräften einen konkreten Führungsansatz, der nicht nur die Stimmung bei der Arbeit deutlich hebt, sondern gleichzeitig auch zu mehr Erfüllung und Erfolg im Job verhilft – und zwar für alle Beteiligten, der Führungskraft und im Team. 

PERMA: Das Grundmodell des Wohlbefindens

Wie also funktioniert PERMA-Lead nun genau? Dazu müssen wir einen Blick auf das Fundament dieses neuen Führungsansatzes werfen: 

Prof. Dr. Martin Seligman, der maßgebliche Treiber der Positiven Psychologie entwickelte die Theorie des Wohlbefindens (Flourishing), das sogenannte PERMA-Modell. Das wissenschaftliche Konzept, ein aus fünf Buchstaben bestehendes Akronym, erklärt anhand von fünf Parametern was ein gutes Leben ausmacht und was getan werden kann, um es erfüllter zu gestalten:

P – Positive Emotionen Die bloße Vermeidung von negativen Emotionen ist nicht ausreichend. Für ein erfülltes Leben benötigt es mehr. Wertschätzung, Enthusiasmus, Dankbarkeit, Liebe und Hoffnung, ermöglichen ein bewusstes Empfinden von Lebenszufriedenheit und haben eine Ressourcen bildende Wirkung. Das regelmäßige Erleben positiver Emotionen ist essentiell für das Wohlbefinden eines jeden Menschen und kann gezielt entwickelt werden.

E – Engagement umfasst das sinnvolle Einbringen persönlicher Talente, Fähigkeiten und Wissen, die mentale Vertiefung ermöglichen und zu einem Flow-Erlebnis führen. Um dieses Glücksempfinden zu erreichen ist es wichtig, eine Tätigkeit auszuüben, die uns weder unter- noch überfordert.

R – Relationship (Positive Beziehungen) bezieht sich auf das menschliche Grundbedürfnis der sozialen Anerkennung und Teil eines sozialen Netzwerks zu sein. Menschen empfinden typischerweise höheres Wohlbefinden und Glück, wenn sie sich sozial integriert und unterstützt fühlen. Daher sind Gemeinschaftsgefühle sowohl in Teams, Abteilungen und über die gesamte Organisation hinweg wichtig. Ob Arbeitsteam, Partnerschaft, funktionierende Familie oder tiefe Freundschaften – positive Beziehungen sind eine der wichtigsten Zufriedenheitstreiber.

M – Meaning (Sinnhaftigkeit) meint Sinn und Nutzen des eigenen Tuns zu erleben, sowie persönliche Ziele und Visionen entwickeln und erreichen zu können. Wie Engagement ist auch Sinn individuell verschieden und kann vielfältige Ursachen haben.

A – Accomplishment (Leistungen und konkrete und realistische Ziele erreichen) bezieht sich darauf, Freude an eigenen Erfolgen zu empfinden. Die meisten Menschen streben nach Anerkennung und wollen stolz auf ihre Leistungen sein. Jede Zielerreichung stärkt unser Selbstvertrauen und motiviert uns neue Ziele zu verfolgen. So steigt nicht nur das Glücksempfinden und die Motivation im Team, sondern auch der Erfolg der Organisation.

Praktisch umgesetzt bedeutet das: Eine Person, die in ihrem Alltag regelmäßig positive Emotionen  erlebt, ihre Stärken und Potenziale in ihrem Leben umsetzen kann, in soziale Netzwerke eingebunden ist, Bedeutung in ihrem Handeln erfährt und ihre Ziele erreicht, wird zufriedener, erfolgreicher und glücklicher sein. 

Positive Leadership und PERMA.jpg

PERMA-Lead als Führungsansatz 

Die Führungskraft sorgt aktiv für ein positives Arbeitsklima und fördert die Potentialentfaltung bei den Mitarbeitern/innen. Angewendet auf das Führungsverhalten in Unternehmen kann man Folgendes festhalten: Sorgen Führungskräfte dafür, dass diese 5 Faktoren bei ihren Mitarbeiter*innen gestärkt werden, fühlen sich diese bei der Arbeit wohler, empfinden mehr Freude, haben weniger Fehlzeiten und leisten daher bessere Arbeit. Steigt die Leistung, steigt auch der Erfolg des Unternehmens. 

In stärkeorientierten Teams empfinden Führungskräfte ihre Führungsrolle meisten als deutlich weniger belastend.
— Gallup

Bist Du also in einer Führungsposition, kannst Du das PERMA Deiner Mitarbeitenden positiv  beeinflussen, indem Du: 

  • Deinen Mitarbeiter*innen positive Gefühle bei der Arbeit bescherst, zum Beispiel durch kleine Gesten der Wertschätzung (die Möglichkeiten hier sind grenzenlos). 

  • Deinen Mitarbeiter*innen die Chance gibst ihr Potenzial bei der Arbeit zu entfalten, indem Du sie stärkenorientiert arbeiten lässt. 

  • Deine Mitarbeiter*innen dabei unterstützt ein echtes Team zu bilden, indem die einzelnen  Mitglieder sich unterstützen und zusammenhalten (z.B. durch regelmäßige Teamrituale). 

  • Deinen Mitarbeiter*innen dabei hilfst Sinn in der Arbeit und ihren Tätigkeiten zu sehen, indem  Du beispielsweise transparent kommunizierst, wieso spezielle Aufgaben wichtig und wertvoll  sind. 

  • Deinen Mitarbeiter*innen dabei zur Seite stehst ihre Ziele zu definieren und zu erreichen und Geschafftes auch zu „feiern“. 

Bei Positive Leadership handelt es sich daher um die Weiterentwicklung des persönlichen Führungsstils mit dem Ziel den heutigen Anforderungen in Organisationen nicht nur gerecht zu werden, sondern an ihnen zu wachsen und sich sowie Mitarbeiter*innen aktiv weiterzuentwickeln.

Wir verbringen einen großen Teil unseres Lebens am Arbeitsplatz. Daher sollte eine Unternehmenskultur geschaffen werden die unser Wohlbefinden verstärkt und auf keinen Fall vermindert. Wenn Führungskräfte ihre Mitarbeiter*innen dazu ermutigen, ihre Stärken und Talente einzusetzen um ein Ziel zu erreichen, verbessert sich das individuelle Engagement (von 9% bis 15%), ebenso wie die Teamleistung und die Geschäftsmetriken des Unternehmens. In der Tat haben Gallup-Studien eine Leistungsverbesserung von 8% bis 18% und eine Steigerung der Kundenbindung um 2% bis 10% bei auf Stärken basierenden Organisationen festgestellt.

* vgl. Ebner, Markus (2019): Positive Leadership. Erfolgreich führen mit PERMA-Lead: die fünf  Schlüssel zur High Performance.
* vgl. Seligman, Martin (2012): Flourish - Wie Menschen aufblühen. Die Positive Psychologie des gelingenden Lebens.